Time in a bottle
Ihr Lieben,
seit meinem letzten Post sind zwei Wochen vergangen. Es waren sehr bewegende und schwere Tage, denn mein geliebter „cb“ ist letzten Sonntag gestorben. Er hieß Marc und war mehr als 7 Jahre lang mein Freund.
Obwohl wir uns nie persönlich kennen gelernt hatten, kannten wir uns besser als viele Menschen, mit denen wir unsere Zeit verbrachten.
Er lebte einige Tausend Kilometer entfernt und war mir doch näher als die meisten Menschen hier in meiner Umgebung.
Wir waren nicht ineinander verliebt, aber die Liebe zwischen uns war größer, zärtlicher, humorvoller, zuverlässiger, fürsorglicher und selbstloser als ich es vorher jemals erlebt hatte.
Keine persönliche Begegnung, aber über zweieinhalbtausend teilweise mehrstündige Chats, mindestens dreitausend Telefonate, unzählige Nachrichten und mails, Briefe und Päckchen mit liebevollen Geschenken.
Marc war schon lange krank und die letzten zwei Wochen lebte er in einem Hospiz in St. Jérôme, Quebec, Kanada. Er hatte Nierenversagen und konnte durch seine multiple Chemikalienunverträglichkeit (MCS) auf Dauer weder Medikamente noch Dialyse vertragen. Letzten Sonntag ist er gestorben.
Ich habe lang überlegt, ob ich das hier schreiben soll, aber es gehört zu meinem Leben und ist nicht nur ein Tageskörnchen, sondern ein großer schwerer Stein.
Eben sah ich im TV „Robinson Crusoe“, darin sagt sein Freund Freitag:
„Sterben ist nicht wichtig, alle Menschen sterben. Wichtig, ist wie du stirbst“.
Dieser Satz drückt aus, was ich besonders in den letzten Tagen mit Marc erlebt habe. So wie ich, glaubte auch Marc an Jesus Christus und daran, dass wir durch Jesu Tod Vergebung unserer Sünden haben, wenn wir von Herzen an IHN glauben und mit IHM leben. Als er in den letzten beiden Wochen die Gewissheit hatte, dass er bald sterben würde, freute er sich so sehr darauf, bald zu Jesus zu kommen, dass er es fast nicht abwarten konnte. Er sagte: „alle Menschen wollen doch in den Himmel kommen und ich darf da wirklich bald hin. Es ist, als hätte ich ein Ticket für einen wunderbaren Urlaub und jeden Tag kann es nun endlich losgehen. Nur noch ein bisschen warten, ein bisschen aushalten, dann ist es soweit.“
Bis zuletzt haben wir wie immer zweimal am Tag telefoniert, manchmal nur drei Minuten, weil er zu schwach war und manchmal eine halbe Stunde, weil er noch so viel zu sagen hatte…dass er mich liebt oder was ich meinen Freundinnen und Freunden von ihm ausrichten sollte, dass seine Mutter mir das letzte Geld von seinem Konto schicken würde, und dass ich mir endlich ein Klimagerät kaufen solle, damit es nicht immer so warm bei mir ist. Lieder, die er mir am Telefon noch vorspielen wollte, Umarmungen, die er mir schickte… das letzte Telefonat am Samstag, am Sonntag war er gegangen.
„Wenn ich Zeit in einer Flasche aufheben könnte Dann wäre das erste, was ich tun würde Jeden Tag zu sammeln bis zum Ende der Unendlichkeit um sie mit Dir zu verbringen. Wenn ich die Tage unvergänglich machen könnte Wenn Worte Wünsche wahr werden lassen könnten Dann würde ich jeden Tag wie einem Schatz aufbewahren Um sie dann erneut mit Dir zu verbringen. Aber es scheint, als wäre da nie genug Zeit Um die Dinge zu tun, die man tun will wenn man sie gefunden hat. Ich habe mich genug umgesehen, um zu wissen Dass Du derjenige bist Mit dem ich durch die Zeit gehen will. Wenn ich einen Behälter nur für Wünsche hätte Und für die Träume, die niemals wahr werden Dann wäre der Behälter leer Bis auf die Erinnerung daran wie Du sie erfüllt hast. Aber es scheint, als wäre da nie genug Zeit Um die Dinge zu tun, die man tun will wenn man sie gefunden hat. Ich habe mich genug umgesehen, um zu wissen Dass Du derjenige bist Mit dem ich durch die Zeit gehen will.“ Deutsche Übersetzung von „time in a bottle“ von Jim Croce
Ich wünsche Euch einen gesegneten Sonntag. Nächste Woche gibt’s wieder Bilder. Dieser Post ist nur für Marc. Ich bin so dankbar, dass ich ihn kennen lernen dufte. Mit Rücksicht auf seine Familie stelle ich kein Bild von ihm ein.
Eure cheesesmouse Heike